Parlamentarische Sitzordnung
Jahrelang hatte der Stadtverordnete und Mediziner Rainer Rahn gerätselt, warum die Rathaus-Verwaltung ihn zusammen mit seinem Kollegen Dr. Römer im Sitzungssaal in unmittelbarer Nähe von Jutta von Ditfurth platziert hatte. Rahn wunderte sich schon vor Jahren darüber: „Es ist absolut unüblich, dass in einem Parlamentssaal politische Gegner unmittelbar nebeneinander sitzen“. Erst nach dem Ende der Wahlperiode dämmerte ihm der Grund: die Verwaltung wollte offenbar Jutta von Ditfurth unter ständiger ärztlicher Beobachtung wissen. Was die Verwaltung dabei wohl übersehen hat: keiner von beiden Ärzten hat eine psychiatrische Ausbildung. Rahn gibt seine Unkenntnis auch offen zu: „die rudimentären psychiatrischen Kenntnisse, die ich mir während des Studiums aneignen musste, um die Prüfungen zu bestehen, sind längst weg“. Rückblickend erinnert Rahn sich, dass er während zahlreicher langweiliger Sitzungsperioden seine Sitznachbarin häufiger beobachtete: „Mir fiel immer wieder der starre Gesichtsausdruck und die beginnende periorale Schaumbildung bei ihr auf, aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Ich dachte, das gehört zur Persönlichkeit“. Inzwischen ist er sich aber nicht mehr so sicher: „therapeutisch hätte ich wohl nicht eingreifen können, dazu fehlt mir die Fachkenntnis“, sagt er, „aber damit wäre wohl selbst Ditfurths Vater – Professor der Psychiatrie – fachlich überfordert gewesen“. Immerhin hat sich Rainer Rahn vorgenommen, in Zukunft die Sitzordnung im Parlament in den Blick zu nehmen: „wenn wir beide dem nächsten Parlament wieder angehören, werde ich die Verwaltung bitten, einen größeren Sitzabstand zwischen uns einzuplanen“, so Rahn abschließend.
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